Die Wechseljahre beim Mann
Dass nur Frauen in die Wechseljahre kommen, ist ein weitverbreiteter Irrtum. Auch bei Männern stellt sich der Hormonspiegel im Laufe der Jahre um. Die männlichen Wechseljahre werden auch als Andropause bezeichnet.
Wenn das Hormon schwindet
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Es wird in den männlichen Hoden gebildet und hat im Körper verschiedenste Wirkungen. So fördert Testosteron die Entwicklung der primären männlichen Geschlechtsmerkmale, sorgt für die Spermienproduktion und ist für das Muskelwachstum verantwortlich.
Die Produktion von Testosteron verläuft dabei nicht kontinuierlich, sondern in Schüben. Rund um das 17. Lebensjahr hat der junge Mann den höchsten Spiegel. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr verläuft die Produktion etwa konstant, danach verringert sie sich um ein bis zwei Prozent jährlich.
Etwa ab dem 45. Lebensjahr machen sich dann auch beim Mann mehr oder weniger typische Wechseljahrsbeschwerden bemerkbar, die allerdings nicht allein auf einen geringeren Testosteronspiegel zurückzuführen sind. Es gab Zeiten, in denen einige der Beschwerden als "Midlife Crisis" zusammengefasst wurden.
Inzwischen geht man davon aus, dass ein Schwächegefühl und eine Abnahme der Aktivität genau wie Mattigkeit, Reizbarkeit, innere Unruhe sowie ein Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit auch auf den geringer werdenden Testosteronspiegel zurückzuführen sind.
Auch sexuelle Unlust und Potenzstörungen gehören zu den Erscheinungen im mittleren Lebensalter, genau wie Schweißausbrüche, ein Nachlassen der Muskelkraft, Schlafstörungen oder eine Gewichtszunahme ohne Veränderung der Lebensgewohnheiten.
Mögliche Veränderungen
Die Wechseljahre des Mannes werden auch als Klimakterium virile, Andropause, Andropenie oder PADAM-Syndrom bezeichnet. Die Abkürzung PADAM steht für "partielles Androgendefizit beim alternden Mann".
Da Testosteron so viele unterschiedliche Aufgaben im Körper hat, kann ein Sinken des Spiegels auch verschiedenste Veränderungen mit sich bringen. Der Hormonrückgang ist allerdings individuell sehr unterschiedlich - und damit kann auch nicht bei allen Männern von einer Andropause ausgegangen werden. Genau wie nicht alle gesundheitlichen Probleme des alternden Mannes auf den Rückgang des Testosterons zurückzuführen sind.
Bei einem Mangel an Testosteron und anderen Androgenen, also männlichen Sexualhormonen, kann es zu einer Erhöhung des Knochenbruchrisikos kommen, da Androgene den Knochenabbau hemmen und den Knochenaufbau fördern.
Da Androgene eine Zunahme der fettfreien Körpermasse fördern, kann ein Mangel zur Umwandlung von Muskelmasse in Fettgewebe führen. Ebenso wird die Haut bei einem Androgenmangel trockener und die Barthaare sprießen langsamer, da die männlichen Hormone das Bart- und Körperhaarwachstum stimulieren.
Die Hormone haben auch einen Einfluss auf die Stimmungslage, Konzentrations- und Merkfähigkeit. Ein Mangel kann daher zu depressiven Verstimmungen, Antriebslosigkeit und Problemen mit der Konzentration führen.
Insbesondere auf die Sexualität haben die Sexualhormone natürlicherweise einen großen Einfluss. Fehlen sie, kommt es zu sexueller Lustlosigkeit und Erektionsstörungen. Zudem können sich die äußeren Genitalien leicht zurückbilden.
Diagnose und Therapie
Wenn mehrere der genannten Symptome vorliegen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um unter anderem andere körperliche Ursachen auszuschließen. Eine morgendliche Hormonspiegelbestimmung kann gegebenenfalls einen Hormonmangel bestätigen.
Da die Lebensführung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Hormonproduktion hat, kann es in vielen Fällen hilfreich sein, den Lebensstil entsprechend anzupassen. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ausreichend körperliche Aktivität, sexuelle Aktivität und Abbau von Stress.
So haben Männer mit regelmäßiger körperlicher Aktivität meist einen höheren Testosteronspiegel als inaktive Männer. Regelmäßiger Sport und Krafttraining sind empfehlenswert.
In einigen Fällen kann auch eine Testosteronsubstitution sinnvoll sein. Testosteron kann als verschreibungspflichtige Tablette, als Injektion oder in Form von Hormonpflastern zugeführt werden. Es gibt auch Hormongele, die auf die Haut aufgetragen werden.
Während der Testosteronbehandlung sollte unbedingt auf eine mögliche Wachstumsstimulation eines versteckten Prostatakarzinoms geachtet werden. Testosteron löst diesen Krebs nach momentaner Wissenslage nicht aus, kann aber zum Wachstum des Karzinoms beitragen. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig.
Bildquelle Syda Productions/stock.adobe.com